Stereotaktische Gewebeentnahme und Zystenpunktionen

Nach interdisziplinärer Beratung kann die Indikation für eine stereotaktische Gewebeentnahme in folgenden Fällen gestellt werden

  • bei CT / MRT gesicherten neuen unklaren Veränderungen
  • zur Klärung, ob es sich um therapieinduzierte Veränderungen oder um das Wieder-/Weiterwachsen eines bekannten Tumors handelt
  • wenn vorab ein Aminosäuren-PET (z. B. FET = Fluor-Ethyl-Tyrosin) bei den Kolleginnen und Kollegen in Jülich durchgeführt wurde. Dies kann helfen, das Zielgebiet der stereotaktischen Gewebeentnahme besser einzugrenzen.

Mit einer stereotaktisch gewonnenen Gewebeprobe kann in über 95% der Fälle eine sichere neuropathologische Diagnose gestellt werden und der Patient infolge gezielt behandelt werden. Die Behandlung wird bei jedem Patienten im interdisziplinären Neuroonkologischen Tumorboard bestehend aus Allgemeiner Neurochirurgie, Stereotaxie, Strahlentherapie, Neurologie, Onkologie, Neuropathologie, Palliativmedizin und weiteren Tumorspezialisten zeitnah festgelegt. Der Patient wird in einem Anschlussgespräch ausführlich beraten.

Bei zystischen Veränderungen kann eine stereotaktische Zystenpunktion oder eine Fensterung der Zyste in das Ventrikelsystem stereotaktisch durchgeführt werden.

Durchführung

Die Eingriffe werden in der Regel in Vollnarkose durchgeführt. Nach Einleitung der Narkose wird ein sogenannter stereotaktischer Grundring am Kopf des Patienten befestigt und eine intraoperative Computertomographie durchgeführt. In einem weiteren Schritt werden dann die vorab durchgeführten MRT-Untersuchungen, ggf. auch PET-Untersuchungen, zusammen mit dem CT in ein stereotaktisches Planungsprogramm durch die Kollegen der Medizinphysik eingespielt. Dann erfolgt die Planung einer Trajektorie, d. h. eine Strecke durch das Gewebe, um aus dem Tumor möglichst repräsentative Proben auf dem Weg zum Zielpunkt zu entnehmen. Hierbei sollten Risikostrukturen, wie Gefäße etc., vermieden werden. Nach Durchführung der Biopsie werden die Proben in der Regel durch den Neuropathologen in einer Schnellschnittdiagnostik vorab beurteilt, um zu klären, ob verwertbares Gewebe für die weitere histopathologische, immunologische und molekularpathologische Untersuchung zur Verfügung steht. Nach Verschließen der Operationsnarbe erfolgt das Ausspannen des Kopfes aus dem Stereotaxie-Ring und die Narkose wird beendet. Der Patient wird in den Aufwachraum verbracht. Das Risiko eines bleibenden Schadens oder einer schweren Komplikation liegt unter 1 Prozent und die Chance, eine endgültige detaillierte neuropathologische Beurteilung zu erhalten, liegt bei über 95 Prozent.